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2000

going public 1
27.Mai - 3.Juni 2000



   
 

Jo Eagle, *1950
Jo Eagle beschäftigt sich, als eine Bilanz seiner vielen Reisen umd die Welt, mit dem Thema Geld.
Er bearbeitet dies mit ganz normalen Gebrauchsgütern wie Teer, Sand, alte Fensterrahmen, Dachpappe, etc.

Die Wurzel seiner Kreativität ist die Neugier. Neugier im ganz wörtlichen Sinne: die Gier, etwas Neues zu entdecken oder herzustellen.

Im Laufe meiner Arbeit wünschte ich mir zunehmend, das was mich bewegte, auch mit anderen Mitteln auszudrücken als mit denen der Fotografie: konkreter, sinnlicher, in direktem Kontakt mit der Materie, die mich umgibt.



   
 

Petra Ehrig, *1947
Petra Ehrig beschäftigt sich in malerischer Auseinandersetzung mit dem weiblichen Teil der eigenen Familie.
Es sind hier drei Generationen und darin vier Frauen, die gemalt werden: Mutter, selbst und die zwei Töchter.

Petra Ehrig projiziert Familienfotos und Situationsbilder auf ihre Leinwand. Dann interpretiert sie sie mit Acrylfarbe neu, spürt den Stimmungen, Erinnerungen und Aussagen nach.

Im Gesicht konzentriert sich, noch mehr als im Körper, gelebtes Leben. Hier drückt sich der Mensch aus.



   
 

Maria Hammel, *1959
Maria Hammel erschließt eine ganz eigene Welt - die neu gesehene, focussierte Welt der gemalten Bedienungsanleitungen und Handlungsanweisungen.
Sie kombiniert sie mit den Fundstücken aus der Fabrik, wie Gussmodelle, Konstruktionszeichnungen, Sägeteile, etc.. Bedienungsanleitungen teilen Schritt für Schritt mit, wie etwas gemacht werden soll - klare Ordnungsprinzipien werden vorgegeben. Doch Jeder kennt das: im Alltag nutzt solche vermeintlich klare Gliederung oft wenig...

Das Dämpfen der Wischtücher. Sammelsurium von Blättern, Farbe, Pinsel, Bohrmaschine, Bügeleisen. Das Auswählen der Motive und ihre Übertragung auf den Malgrund. Übermalungen Schicht auf Schicht. Am Ende der Woche ist eine beeindruckende Serie gemalter Zeichen entstanden unter dem Titel:
Bitte beachten Sie folgende Hinweise



   
 



Wolfgang Jeske, *1959
Wolfgang Jeske ist der akribische Arbeiter, der Tüftler, der Konstrukteur. Er hat sich mit der Geschichte der HMG-Fabrik intensiv auseinandergesetzt. Wolfgang Jeske bezieht seine Installation klar auf den Ort mit seinen Maschinen, seinem Arbeitsrythmus und seiner Produktion.

Es entstehen vier mit weißem Stoff bespannte Kreise, die sich im Takt des Herzschlags heben und senken. Der Eindringlichkeit dieser kleinen Bewegung kann sich niemand entziehen. Ein Stuhl im Halbdunkel fordert den Besucher zum Sitzen auf: von ihm aus geht der Herzschlag in den Raum.

Wolfgang Jeske überlässt nichts dem Zufall. Am Ende der Woche going public präsentiert er eine beklemmend schöne, sehr leise, sinnliche Arbeit, die den Betrachter in seinen Bann zieht.



   
 

Cornelia Kürzel, *1970
Cornelia Kürzel hat nach einer Metapher zur früheren Schiffsmotorenherstellung gesucht.
Es sollte also eine Arbeit werden, in der es um Bewegung geht und Wasser und Öl als Bausteine vorkommen.
So entsteht in der Woche going public ein zauberisches Mobile in den Ausmaßen von ca. 4 x 4 Metern.
Die Beutel stellt Cornelia Kürzel selbst her und füllt sie mit Öl und eingefärbtem Wasser.

Viel Arbeit, die aber im Ergebnis eine grosse Leichtigkeit in der Instlallation präsentiert.



   
 



Sabine Kullenberg, *1957
Sabine Kullenbergs Arbeit ist das Zielportrait: sie ist Begleiterin der Gruppe und jedes Einzelnen. In persönlichen und Gruppengesprächen formt sich die bildhauerische Idee, die going public, die Künstler und das Geschehen widerspiegeln sollen.

Am Ende der Woche entstehen zwei, als Versuchsanordnungen angelegte Skulpturen:
Ein Seil mit Knoten verbindet zwei Räume vertikal.
In Schwingung versetzt bildet es einen Körper, auf den Fotos der going publicWoche projiziert werden.
Das Auge aus Licht verbindet zwei Räume horizontal. Darauf projizierte Bilder sind im anderen Raum verfremdet zu sehen.

Sabine Kullenbergs Arbeit ist ein Dokument des Gruppengeschehens, das die einzelnen Künstlerinnen und Künstler in den Blick rückt und die Besucher auf deren Arbeit konzentriert.



   
 

Karin Lieschke, *1939
Karin Lieschke arbeitet an einem Thema, zu dem sie einen sehr persönlichen Zugang sucht:
der menschliche Körper und seine Baustoffe.
Röntgenbilder, Chromosomen, Bakterien, Allergien: das sind die Ausgangspunkte für ihre künstlerische Umsetzung. Mit der Übermalung von Röntgenbildern werden Zähne, Lungen, Knochen in den Blick gerückt.

Karin Lieschke arbeitet im ehemaligen Fräsraum, sozusagen in Klausur, abseits von allem Trubel.
Hier entstehen dann in aller Stille Chromosomen aus Papier und Wachs, die, aufgereiht und in Serie von der Decke hängend, eine schlichte Schönheit und eigentümliche Ruhe ausstrahlen.



   
 



Christiane Lüdtke, *1960
Christiane Lüdtke arbeitet Köpfe in Serie in den unterschiedlichsten Materialien von Papier über Gras, von Gips über Silikon zu Holz, Gummi und Draht.
Es geht ihr dabei um das Experiment, um das Spielerische: weg von der Kontrolle im Kopf, was bekannt und sehgewohnt ist.
Was braucht ein Kopf, um Gefühle auszudrücken?
Braucht er Augen, Nase, Mund?

Im Materialrausch überlistet Christiane Lüdtke sich selbst, probiert aus, lässt Neues zu. Sie entscheidet später und mit Distanz zur Arbeit, ob ein Kopf Bestand hat oder nicht.
Es entstehen in der Woche going public 29 Köpfe, die, auf Eisenstangen gesteckt, dem Besucher in Augenhöhe gegenübertreten.



   
 

Klaus Peters, *1944
Klaus Peters ist der Mann des Materials:
ohne Scheu vor neuen Techniken und Ansätzen.
Aber am Liebsten ist ihm das Metall.
Also entsteht bei going public eine Frau aus Baustahl, die stilisiert figürlich sechs Meter hoch in der Fertigungshalle aufragt.
Die Arbeiter von der Firma nebenan sind neugierig und freuen sich über den handfesten Kollegen.

Die stählerne Frau soll später draußen stehen: bereits in der Halle schwingt sie schön in den oberen Regionen. Und trotz der enormen Größe entstehen filigrane Räume.



   
 

Irmela Petersen, *1957
Irmela Petersen ist die akribische und aufmerksame Sammlerin mit scharfem Blick für das Detail.
Es fasziniert sie die Linie: Irmela Petersen hat den Focus vor allem auf Architektur. Darüberhinaus ist sie Bewahrerin von Alltagsdingen. Versunken im Detail und ganz für sich entsteht ein biografisches Nachempfinden von Leben und Zeit in gesammelten Alltagsgegenständen.

Wer weiß, wieviel Ähnlichkeiten und Entsprechungen dies mit dem realen Leben der Mitarbeiter in der Fabrik hat?



   
 



Robert Weber, * 1964
Ausgangspunkt sind immer wieder die Figuren von Botticelli.
Für Robert Weber sind sie die meisterliche Umsetzung religiöser Themen vor Jahrhunderten. Die farblichen Umsetzungen davon ergeben am Ende seiner malerischen Reise abstrakte Bilder.

Den malerischen Durchbruch dieser Woche going public bringen gefundene, alte technische Zeichnungen aus der HMG-Fabrik. Auf sie projiziert Robert Weber Botticellis Figuren, um sie farblich zu verfremden. Dann wird der Gegensatz deutlich zwischen der Technik und der Metaphysik der Tränen, der sich aber durch das ästhetische Moment der gealterten, zartfarbigen technischen Zeichnungen auf diesem dünnen, zerbrechlichen Lichtpausenpapier relativiert.



   
 

Tomas Wesen, *1964
Die Fabrik mit ihren Geräuschen, die Künstlerinnen und Künstler, der Raum und seine Geschichte sind Tomas Wesens künstlerische Impulse für die Arbeit.
Er nimmt mit Gitarre, Mikrofon, Trommel, Cassettenrecorder und Stimme die Woche going public in all ihren Lebensäußerungen auf<:p> das Mikrofon am Zeichenstift, wie er über das Papier fährt, wie klingt heißes Wachs, das auf Papier gestrichen wird?,
der Rhythmus des Stechbeitels am Holz, in Entsprechung mit Trommeln begleitet,
ein nächtlicher Rundgang um halb Vier - welche Geräusche macht die schlafende Fabrik?,
Schweißgeräusche wie Regenprasseln,
Stimmen im Raum, Schritte auf dem Dielenboden geben ein Gefühl für die Größe der Halle.

Eine Mischcassette und ein sehr dichtes, sehr persönliches Skizzenbuch ist Tomas Wesens sinnliche Dokumentation.1